Religiöse- und weltanschauliche Vielfalt stärken, Religionsfeindlichkeit bekämpfen.
Veranstaltung: | Auf die Plätze, mutig, los |
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Ideengeber*in: | Stephan Orth (KV Münster, LAG Christ*innen) |
Status: | Modifiziert |
Eingereicht: | 01.02.2016, 11:38 |
Themenbox: | NRW – Land der Vielfalt und des Zusammenhalts |
Antragshistorie: | Version 1(01.02.2016) Version 1(02.02.2016) |
Kommentare
Jürgen Wächter:
Stephan Orth:
ich weiß nicht wie du hier auf das Thema Staat & Kirche kommst. Da scheint mir das so, dass du doch sehr viel in diese Idee hinein interpretierst.
Auch ich denke grundsätzlich säkular im Sinne der Trennung von Staat & Kirche. Es geht mir auch nicht darum, jemandem das Recht zu nehmen für sich Religionen abzulehnen. Ich denke aber für sich etwas abzulehnen oder Religionen- und Weltanschuungsgemeinschaften pauschal feindlich gegenüber zu stehen ist ein großer Unterschied.
Wenn du auf den konkreten Text der Idee schaust siehst du: »Religions- & Weltanschauungsgemeinschaften bieten vielen Menschen Halt & Identiät – auch Geflüchteten. Ihre Vielfalt gilt es zu stärken.« Dieser Absatz beinhaltet auch den Atheismus, auch er ist eine Weltanschauung.
Weiterhin schreibe ich: »Die positive und negative Religionsfreiheit gilt es zu schützen!« Das beinhaltet also auch den Schutz sich gegen Religionen zu entscheiden.
In Zeiten von rassistischen, religions- und kulturfeindlichen Phänomenen wie PEGIDA, würde es den GRÜNEN meines Erachtens nach gut stehen, sich mit Themen wie Religionen und Weltanschauungen differenziert auseinanderzusetzen. Sich beispielsweise für Gerechtigkeit in Bezug auf kirchliches Arbeitsrecht u.ä. einzusetzen, halte ich für absolut richtig. Pauschale Feindlichkeit gegenüber Religionen und Weltanschauungen steht uns Grünen nicht gut und halte ich außerdem auch nicht für einen angemessenen Umgang mit Problemen wie z.B. religiösem Extremismus und Terrorismus etc.
Nur weil wir uns als Grüne gegen Religionsfeindlichkeit und für eine religiöse- und weltanschauliche Vielfalt einsetzen und nochmal explizit des Recht auf Religionsfreiheit (in beidem Dimensionen) als Teil einer offenen, toleranten und vielfältigen Gesellschaft betonen, wird das Recht auf freie Meinungsäußerung sicherlich nicht eingeschränkt. Das halte ich für sehr polemisch und dem Phänomen der Religionsfeindlichkeit auch nicht angemessen…
Sonja von Zons:
Jürgen Wächter:
wir sind uns ja einig, dass Toleranz unsere angestrebte Tugend ist. Das betrifft jedes moralische, ethische, religiöse Denken. Dann sollte das aber der Tenor der Idee sein. Zweimal das Wort Religion im Titel hebt diese vielzusehr heraus; ich fühle mich da nicht vertreten, auch wenn dann später "negative Religionsfreiheit" erwähnt wird, ein Begriff übrigens, der sehr abwertend ist. Wieso bin ich negativ, wenn ich Atheist bin??? (Soll keine Kritik an dir Stephan sein, du hast das sicher nicht so gemeint, zeigt aber, wie unsere gewohnte Sprache da noch viele Fallen und versteckte Diskriminierungen hat).
Sonjas Erfahrungen kann ich auch sehr gut nachvollziehen. Als Atheist wurde ich in der Schule diskriminiert, musste mich auch später beschimpfen lassen und wurde als Außenseiter dargestellt und mit abwertenden Blicken bedacht und ausgegrenzt. Und das meist durch Menschen, die das Christentum als hohes Gut preisen.
Die zitierten christlichen Werte sind m. M. nach Werte, die fast alle Religionen so vertreten und die jeder ethisch und moralisch denkende Mensch wohl so haben dürfte.
Ziel sollte es m.M. nicht sein, Religionen hervorzuheben, sondern Toleranz in jeder moralischen Hinsicht zu fördern und Intoleranz gegenüber Andersdenkenden zu verurteilen.
Matthias Hogrefe:
ich stimme grundsätzlich Jürgens Gedanken zu, insbesondere was den Fokus angeht.
Was mir besonders aufstößt, ist die Verbindung von Pegida und der Ablehnung von Religion (das Wort "Tendenzen" ist in dem Zusammenhang (bewusst?) offen gewählt).
Pegida ist kein religionsfeindliches, sondern ein fremdenfeindliches Phänomen. Deswegen wirkt das auf mich etwas konstruiert - bei der aktuellen Debattenhitze halte ich diese gewagte Verbindung für zu riskant, weil angreifbar.
Gleiches gilt für den Nebensatz "Religion ins Private" verbannen" (vorletzter Halbsatz):
Als eine Person, die den Einfluss von Religionen auf das öffentliche Leben enorm kritisch sieht, sehe ich meine Position durch diese Formulierung und die gedankliche Verbindung desselben mit Intoleranz, Homogenität und vor allem Pauschalismus diffamiert.
Den ersten Satz unterschreibe ich beispielsweise sofort, aber eben nicht mehr in dem Kontext, der anschließend aufgebaut wird.
Danke für die bisher schon fruchtbare Debatte.
Jonas Zajonz:
grundsätzlich gehe ich davon aus, dass ihr alle in euren Erfahrungen und Meinungen "recht" habt und nur einen anderen Blickwinkel habt.
Jedoch möchte ich Sonja ganz klar widersprechen! Es ist kein bisschen religionsfeindlich wenn ich Religionen kritisiere! Es gibt genügend kritikwürdige Punkte in den meisten Religionen und wenn man sich zu dieser Religion bekennt, dann darf man auch auf diese angesprochen werden (Anfeindungen sind natürlich grundsätzlich falsch). Bei den aller meisten Gläubigen kommt ihre Religionsverbundenheit ja vom Umfeld, in diesem Fall werden sie wohl nicht alle Aspekte gut heißen, in dem Fall kann man das ja sagen und sich von diesem Inhalt speziell distanzieren - dürfte kein Problem darstellen.
Dann finde ich Religion sollte ins Private und NUR ins Private gehören! Und wenn Religionen als rückständig und ignorant oder reformwürdig gelten, dann liegt es zumeist daran, dass sie es sind !?! Viele Religionen (grade die beiden Größten) sind extrem sexistisch, teilweise fremdenfeindlich und vor allem faschistisch gegenüber andersgläubige! Wir als tolerante Partei sollten sie tolerieren, dennoch diese nicht unterstützen! (Hier möchte ich noch sagen, dass ich keinen einzelnen Gläubigen kritisieren möchte, denn meist hat sein Glaube andere Wurzeln und zudem ist es sein Recht auf seine Meinung. Ich sehe hier Religion und Gläubige strikt getrennt.)
Desweiteren ist das Konzept der Weltreligionen schon von sich aus gegen Vielfalt, etwas zu glauben, weil es andere glauben finde ich rein gar nicht vielfältig und das sollte man nicht unterstützen. Wir sind ja auch keine religiösmotivierte Partei wie die CDU. Viel mehr sollte man für Zentren des religiösen austausch (wenn überhaupt) sorgen, wo sich Mitglieder aller Religionen oder auch Individualgläubige (also Leute, die sich ihre eigene religiösen Gedanken machen) und Atheisten austauschen können und ihre Gedanken austauschen und bereichern können, andernfalls unterstütz man doch nur den Stillstand der bei einigen Religionen seit dem Mittelalter herrscht!