Veranstaltung: | Auf die Plätze, mutig, los |
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Ideengeber*in: | LAG Medien/Netz (dort beschlossen am: 05.03.2016) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 12.04.2016, 23:08 |
Themenbox: | NRW – Land der Chancen von Anfang an |
Masterplan digitale Kompetenz - Pflichtbereiche & Lehrerausbildung anpassen um Disruption durch Digitalisierung zu begegnen
Details
Digitale Kompetenz muss in alle Bildungskonzeptionen verbindlich integriert werden. Von ersten Erfahrungen mit den Grundlagen des Digitalen (Sortieren/Reihungen etc.) und Geräteintegration in der KiTa über ein Pflichtfach MeDi (Medien & Digitales) ab der Grundschule mit 2 Wochenstunden (gemäß Dagstuhl-Erklärung und vorhandenen Didaktikkonzepten der GI) zum Pflicht- und Wahlpflichtfach Informatik analog den Naturwissenschaften in Sek1 und Sek2. Erzieher- und Fachlehrerausbildung entsprechend.
Begründung
Die digitale Revolution ändert alles. Die Häfte aller Arbeitsplätze werden binnen 20 Jahren weg bzw grundlegend gewandelt sein. Etwas Medienanwendung/Medienkompetenz durch Medienpass reicht da nicht. Wir müssen nicht user, sonder creator werden, die Grundlagen der Digitalisierung verstehen und selbst anwenden können, um master of the machine und Souverän in der digitalen Gesellschaft bleiben zu können. Wir müssen informatische Modulation, das Begreifen und Bearbeiten der Welt durch Code, Algorithmen und Schaltkreisarchitektur, morgen so wichtig wie heute die Schriftsprache, die basale Kulturtechnik der Zukunft, vergemeinschaften. Wir müssen heute handeln, um morgen massenhaften digitalen Analphabetismus und digitale Unmündigkeit abzuwenden.
Wie stehst Du zu der Idee?
- Nyke Slawik
- Wilfried Gierden
- Nabiha Ghanem
- Kevin Liebig
- Richard Ralfs
- Thomas Zimmermann
- Björn Fleischer
- Dominic Hallau
Kommentare
Heike Wienke:
Aber nicht als zusätzliches Fach, sondern fächerübergreifend und in den bestehenden Fächern.
Zeitnah über die Verpflichtung zur Nutzung des Medienpasses NRW, der um informatische Basiskompetenzen ergänzt wird und
mittelfristig durch Verankerung digitaler Kompetenzen in den Kernlehrplänen der bestehnden Fächer.
Dr. Richard Ralfs:
nach all den Beratungen dazu und der gemeinsamen Klausurtagung der LAG Medien-Netz zusammen mit der LAG Kind-Jugend-Familie und der LAG Bildung-Schule springst Du mit Deiner Kritik an unserem LAG-Antrag einfach zu kurz;
Der relevanteste Verfechter und Mitverantwortliche für die von Dir favorisierte "integrative" Lösung - Prof. KERRES - war ja bei uns @ Klausurtagung dabei ... und er hat ausgepackt, was er konnte. Aber nicht er hat die LAGn überzeugt, sondern die Argumentation pro Pflichtfach (Prof. HUMBERT etc.) ... und selbst die beiden Sprecher der LAG Schule/Bildung waren ja final bereit, einen gemeinsamen Antrag mitzuschreiben, in dem eine Kombination aus integrativer Medienbildung (status quo) und hinzukommender Informatik für alle / aka Pflichtfach angestrebt wird (s.u.).
Bei GRÜN DIGITAL (Netzpolitikportal der Bundes- und Eurpopa-GRÜNEN) ist dazu auch mein zugehöriger
BlogPost übernommen worden https://gruen-digital.de/2016/03/mit-cs4all-pflichtfachinformatik-diekopernikanische-wende2-0-angehen-heute-lernen-wie-morgengedacht-wird/ ... und die BAG Medien-Netz wird das Konzept in den Programmprozess für die Bundestagswahl geben.
Zudem haben nur wenige Tage nach unserer Klausurtagung dann auch noch die Didaktikprofessoren der Gesellschaft für Informatik mit Mediendidaktikern und Praktikern aus dem Feld mit der "Dagstuhl-Erklärung" quasi einen Burgfrieden zwischen den Verteidigern der alten/kleinen Lösung und den progressiven PflichtfachInformatik Kämpfern geschlossen, der auf ein "sowohl als auch" hinausläuft (Informatik für alle + Medienbildung) und bei dem dann "digitale Bildung" (manche kommen nun auch mit Begriffen wie Digitalkunde) entsprechend weit und umfassend Verstanden/definiert wird. Das soll den Streit um die bisherigen Kampfbegriffe (und damit einhergehende Missverständnisse) ausräumen: https://www.gi.de/fileadmin/redaktion/Themen/dagstuhl-erklaerung-bildung-in-der-digitalen-welt-2016.pdf
Der internationale Druck, hier nicht noch mehr den Anschluss zu verpassen ist auch einfach zu groß. Und selbst die alte Tante SPD geht ja nun dank D64 inkl. dem kürzlich dazu @ZEIT schreibenden NOLLER (der mit der GESCHE zusammen zu Fragen der Digitalisierung das BMWi berät) klar auf Pflichtfach und digitale Bildung sensu Dagstuhl-Erklärung. Da können und sollten wir uns als GRÜNE, mit Recht stolz auf unsere progressive Netzpolitik, nicht von der SPD quasi überholen lassen und an Konzepten wie dem Medienpass festhalten, die für das heute noch klasse/preisgekrönt sind, aber für das auf uns zu kommende Morgen und Übermorgen (und man muss hier ja für/in Dekaden konzipieren) eben nicht mehr reichen.
Entsprechend haben wir als LAG Medien/Netz beschlossen, mit dem Ansatz sensu Dagstuhl-Erklärung in den Programmprozess zur Landtagswahl 2017 zu gehen (der von Dir kritisierte Antrag hier „MASTERPLAN DIGITALE KOMPETENZ - PFLICHTBEREICHE & LEHRERAUSBILDUNG ANPASSEN UM DISRUPTION DURCH DIGITALISIERUNG ZU BEGEGNEN“)
LG
RICHARD
CoSprecher BAG Medien-Netz
Sprecher LAG Medien-Netz NRW
Sprecher LAG Kind-Jugend-Familie NRW
Tobias Hasenberg:
das Engagement der LAG und die Verve der Argumentation sind toll. Sowohl angesichts der vorhandenen Relevanz von Digitalisierung als auch Folgen einer Forderung eines Pflichtfaches Informatik brauchen wir eine offene Diskussion. Digitalisierung darf nicht zum Dogma werden. Digital-Jünger*innen sind top, missionarischer Eifer weniger. Wo Heike für dich zu kurz springst, springst du für manche vielleicht zu weit. Eddy the Eagle würde sagen: That's jumping.
Prof. Kerres mag der einzige Exponent des integrativen Modells in der Mediendidaktik sein. Aber die Frage nach dem Umgang mit dem Digitalen braucht einen Dialog zwischen allen Fachdidaktiken und Praktiker*innen verschiedener Bereiche. Soweit ich die Namen unter der Dagstuhl-Erklärung überblicke, handelt es sich ja auch nur um Mediendidaktiker*innen, Fachdidaktiker*innen Informatik und digitale Praktiker*innen. Insofern: Ein Konsens der Didaktiker*innen in diesem Bereich ist gut. Aber daraus abzuleiten, dass die Dagstuhl-Erklärung gilt (und damit im Umkehrschluss, dass es keinen Dialog mit anderen Fachdidaktiken) braucht, halte ich durchaus für gewagt.
Wo du hier nur "internationaler Druck" schreibst, führst du in deinem Blogbeitrag ja aus, dass es nicht den goldenen Weg im Ausland gibt, sondern dort auch verschiedene Konzepte. Informatik - wie bei US-Modellen - als Alternative zur 2. Fremdsprache zu etablieren, hat meinem Verständnis aber eine ganz andere Begründungsbasis als ein Pflichtfach Informatik: Code als neue Sprache, nicht Digital als neue Denken.
Bei der Denk-Argumentation bleiben mir einige Fragen:
Wenn die Digitalisierung eine Revolution der Denkungsart bedingen würde, was zeichnet digitales Denken dann aus? Die binäre Codierung ist ja uralt.
Jedes Denken steht in einem Kontext und reagiert auf Medienwandel. Entsprechend sind Vernetzungs- und Regelkreislauf-Metaphern in unsere Denkmodelle eingeflossen und fließen ein. Das ist dann aber "normales" Denken (kritische, genetische Sinnbildung) im digitalen Zeitalter. Nachhaltige Sinnbildung ist ein neues Muster, weil sie gewissermaßen Aspekte verschiedener anderer Sinnbildungen verbindet.
Denkungsarten basieren auf Werten. Welche klar definierten Werte stecken hinter "digitalem Denken"? Zugespitzt: Mit Denkungsarten charakterisiere ich (Teil-)Gesellschaften. Aber ist "digitale Gesellschaft" wie "atomare Gesellschaft" nicht eine soziologische Leerformel? Böse gesagt: Von "digitaler Gesellschaft" sprechen Journalisten, Lobbyisten und Festtagsredner*innen.
Alle anderen Denkungsarten unserer Gesellschaft spielen im Idealfall eine Rolle im Geschichts- oder Politikunterricht. Warum soll "digitales Denken", wenn es das gibt, separiert werden?
Leider braucht es, wenn man die Pflichtfach-Debatte unbedingt führen will, auch ein klares Bekenntnis: Wenn ihr ein Pflichtfach Informatik wollt, auf Kosten welcher anderen Fächer soll das gehen?
Heike Wieneke:
sehr guter Beitrag mit differenzierter Argumentation!
#keinPflichtfahInformatik
VG Heike